Reiter- und Ponyhof, Garsten
vulgo „Kleineder“
Friederike und Franz Greil
4451 Garsten
Betriebliche Eckdaten
90 ha bewirtschaftete Fläche (davon 30 ha Pachtgrund)
Mietwohnungen
Reiterhof
Motivation: Was war der Ausgangspunkt bzw. die Überlegungen für das Veränderungsvorhaben?
Anfang der 90er Jahre standen Friederike und Franz vor der Entscheidung, ob sie, aufgrund des desolaten Zustandes des Hofes, das „Kleineder“ gleich wegreißen oder doch etwas damit „anfangen“ sollen. Ersteres haben sie nicht übers Herz gebracht, aber dass es zu einem Vorzeige-Reitbetrieb wird, war zu diesem Zeitpunkt auch nicht absehbar.
Intention: Was wollten Sie damit erreichen und wie funktionierte die genaue Umsetzung? Was wurde gemacht? Was waren die Holpersteine? Was gibt es zu beachten, wenn man etwas Ähnliches machen möchte?
Manche Dinge ergeben sich im Leben eben einfach so. Zuerst wurden im Zuge der Renovierungsarbeiten zwei Mietwohnungen gebaut. Ein Mieter wollte ein Reitpferd halten und so wurden die ersten beiden Boxen in Stand gesetzt. Friederike und Franz haben sich damals gedacht, sich auch ein Pferd zu kaufen, denn das eine sollte nicht so alleine sein. Nach und nach kamen dann Einstellplätze dazu und so bietet der Hof heute Platz für 50 Pferde. 2004 wurde dazu ein eigenes Stallgebäude aus Holz unterhalb des Hofes errichtet.
Die 2007 errichtete Reithalle weist auf Grund ihrer Bauart und Form auch einige Besonderheiten auf. Eine 72 mal 22 Meter große Rundbogenhalle aus einem massiven Eisengestell, welches mit einer innen weiß beschichteten Plane überzogen ist.
„Wir haben diese Konstruktion das erste Mal im Innviertel als Rinderstall gesehen und uns gedacht, diese kostengünstige, flexible und trotzdem langlebige Variante sei praktikabel. Wenn man alle 40 Jahre die Plane wechselt, hält diese ewig“, erzählt Franz. Man könnte sie aber auch von heute auf morgen wieder ohne viel Aufwand abtragen.
Früh schon haben sich die beiden Gedanken gemacht, wie es mit ihrem Betrieb langfristig weitergehen soll. Bereits vor dem EU-Beitritt Österreichs konnten sie sich in Deutschland davon überzeugen, dass es mit der Öffnung der Märkte auch einen massiven Strukturwandel in der Landwirtschaft geben wird. Gleichzeitig hat die Region um Steyr mit ihren Konzernstandorten wie BMW oder MAN das höchste Lohnniveau in Österreich. Was kann man also tun, dass die Jungen überhaupt mit der Landwirtschaft weiter Mittelpunkt sämtlicher Überlegungen. In erster Linie muss ein Einkommen erwirtschaftbar sein, welches mit den Facharbeiterlöhnen in den Steyrer Betrieben konkurrieren kann. Zusätzlich braucht es aber auch Begeisterung für den Beruf. Die Tochter möchte später einmal den Betrieb weiterführen. Geplant ist das Wanderreiten künftig auszubauen, verschiedene Aktivitäten für Kindergruppen anzubieten und besonders sinnvoll erscheint der Anschluss an das Wegenetz der Reitregion „Pferdeland Nationalpark Kalkalpen“.
Dazu macht Cornelia bereits die Ausbildung, wobei sie immer tatkräftig von den Eltern unterstützt wird. „Der Erhalt der Höfe ist uns ein großes Anliegen, deshalb muss man die Jungen unterstützen und neue Betriebszweige entwickeln“, so Familie Greil.
Eine gewisse Schwierigkeit sieht die Familie aber für die nächste Generation, weil sie zwei Bauernhöfe haben, die eine sinnvolle Verteilung des Arbeitseinsatzes und des Gewinns bzw. Verlustes notwendig machen. „Hauptübel sind heute die steigenden Energie- und Produktionskosten. Hier braucht es eine Reglementierung und Steuerung durch die Politik“, so der Besitzer. Denn eine Tatsache ist Familie Greil ganz klar: „Die Pflege der Kulturlandschaft ist teuer!“ Es besteht aber große Hoffnung, indem die Zusammenarbeit, der Austausch, Maschinengemeinschaften oder das „Z´sammsitzen“ in der Region gefördert werden und „Vorzeigebeispiele“ da sind.
„Die junge Generation muss im gemeinsamen Boot sitzen und ermutigt werden. Sie sollen erfahren, dass man nicht gleich davon läuft, sondern gemeinsam nach neuen Lösungen sucht. So ähnlich ist die Arbeit mit den Pferden“.
Lernen soll man, laut Familie Greil, auch von den Vorfahren, die sich bei den Stammtischgesprächen im „Schwechater Hof“ gut vernetzten und gemeinsam Strategien für die Landwirtschaft entwickelten.
Sie beklagten schon den Verlust der Eigenständigkeit, weil der Staat für den Absatz sorgte. „In den goldenen 70er und 80er Jahren ging das gut, aber der Bauer hat alles aus der Hand gegeben und hat nicht mehr als selbstständiger Unternehmer gedacht und gearbeitet“, so fasst Franz Greil die Entwicklung zusammen. Heute ist Engagement und Ideenreichtum, gepaart mit Teamgeist wieder stark gefragt, um in fairen, regionalen Märkten bestehen zu können.
Emotion: Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis? Würden Sie heute etwas anderes machen; wenn ja was?
Die Familie Kleineder ist mit dem Ergebnis vollauf zufrieden, da die Betriebsnachfolge bereits in die Bahnen geleitet wurde. Die persönliche Überzeugung und Liebe zum Land haben die beiden augenfällig vorgelebt, denn alle drei Kinder sind bereits voll in den gemeinsamen Betrieb eingestiegen oder gerade am Weg dorthin. Die beiden Söhne Franz und Andreas absolvierten die Landwirtschaftsschule in Schlierbach. Der älteste Sohn Franz macht vorwiegend den Ackerbaubetrieb, während Andreas und Cornelia, die 14-jährige Tochter, sich voll und ganz den Pferden verschrieben haben.
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